Steuern-Kosten

Steuervorteil? Warum Kosten trotzdem Kosten bleiben

„Das Finanzamt zahlt mit.“


Ein Satz, der sofort Dollarzeichen in den Augen vieler Menschen aufleuchten lässt. Und er taucht fast immer auf, wenn es um große Anschaffungen oder Investitionen geht. Klingt schlau, denn: Wer weniger Steuern zahlt, spart bares Geld.

Oder?

Ich möchte das an einem Beispiel zeigen. Ich spiele mit dem Gedanken, eine Wohnung zu kaufen und zu vermieten. Die Argumentation klingt verlockend: Die Mieteinnahmen plus die steuerlichen Vorteile machen das Modell attraktiv. Schließlich kann ich als Vermieter viele Kosten geltend machen – von der Instandhaltung bis zu Abschreibungen. Was also sollte dagegen sprechen?

Doch dann kommt die nüchterne Rechnung. Die Bruttorendite läge bei etwas mehr als 3 Prozent. Nach Steuern fällt sie sogar noch niedriger aus, weil Einnahmen nun einmal besteuert werden. Gleichzeitig bleiben die laufenden Kosten: Rücklagen, Verwaltung, Instandhaltung. Und am Ende der Kalkulation steht ein unschönes Ergebnis: ein negativer Netto-Cashflow. Mit anderen Worten: Ich würde jeden Monat draufzahlen – und zwar für eine Investition, die angeblich so „lukrativ“ ist.

Das ist der Punkt, an dem eine meiner zentralen Fragen greift: „Ist es der beste Einsatz meiner Ressourcen?“

Ressourcen sind mehr als nur Geld

Ressourcen bedeuten nicht nur Kapital. Es geht auch um Zeit, Energie und Nerven. Ein Vermietungsmodell mit negativem Cashflow belastet nicht nur finanziell, sondern auch mental: Ärger mit Mietern, unvorhergesehene Reparaturen, zusätzlicher Verwaltungsaufwand. Wer sich nur vom Steuervorteil blenden lässt, investiert Ressourcen in ein Modell, das ihn am Ende schwächt.

Genau hier liegt der Denkfehler: Steuervorteile sind kein Geschenk. Sie beziehen sich immer auf Kosten, die ohnehin entstehen. Wenn ich 100 Euro ausgebe und 30 Euro Steuern spare, habe ich nicht 30 Euro gewonnen. Ich habe 70 Euro verloren. Die Kosten bleiben – und sie verschwinden auch nicht, nur weil das Finanzamt sie teilweise anerkennt.

Der psychologische Trick hinter „Steuervorteilen“

Warum tappen so viele Menschen in diese Falle? Weil das Wort „Vorteil“ Emotionen triggert. Es klingt nach Bonus, nach cleverem Schachzug. Psychologisch entsteht der Eindruck: „Ich bekomme etwas geschenkt.“ Doch tatsächlich ist es nur ein Rabatt auf etwas, das mich ohnehin belastet.

Das Problem: Unser Gehirn liebt einfache Geschichten. „Steuervorteil“ klingt nach Gewinn, und wer will sich schon mit den komplizierten Details von Rendite, Cashflow und Opportunitätskosten herumschlagen? Genau deshalb entstehen Fehlentscheidungen – Entscheidungen, die langfristig Geld und Energie kosten.

Was wirklich zählt

Die entscheidende Frage lautet nicht: „Wie viel Steuern kann ich sparen?“
Sondern: „Was bleibt am Ende tatsächlich übrig?“

Im Beispiel der vermieteten Wohnung ist die Antwort klar: nicht viel, eher minus. Die Ressourcen – Geld, Zeit, Energie – wären in Alternativen besser aufgehoben. Tagesgeld, Festgeld oder breit gestreute ETFs, oder schlicht: die Wohnung selbst nutzen.

Damit will ich nicht sagen, dass Vermietung grundsätzlich schlecht ist. Aber es lohnt sich, den Reiz des „Steuervorteils“ kritisch zu hinterfragen. Denn wer sich nur darauf stützt, läuft Gefahr, Entscheidungen zu treffen, die auf dem Papier gut aussehen, im Alltag aber Monat für Monat Verluste erzeugen.

Fazit

Steuervorteile sind ein nützliches Werkzeug – mehr nicht. Sie können eine gute Entscheidung besser machen, aber sie verwandeln eine schlechte Entscheidung nicht in eine gute. Am Ende entscheidet immer die Frage: „Ist das der beste Einsatz meiner Ressourcen?“

Wer lernen will, wie man solche Denkfallen systematisch durchschaut, braucht keine komplizierten Rechenmodelle. Schon eine Handvoll gezielter Fragen reicht, um klarer zu sehen. Genau darum geht es in meinem Buch Kompass: Strategisch leben, unabhängig denken.

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert